Pierre Louis Moreau de Maupertuis
Pierre Louis Moreau de Maupertuis (1698–1759) war ein Mathematiker, Astronom, Philosoph, Schriftsteller und polemischer Denker im Zeitalter der Aufklärung. Wie damals üblich, war auch er im Feld der Naturwissenschaften vielseitig tätig. Seine Rolle als Leiter der Forschungsreise, die sich in den fernen Norden erstreckte, hatte eine erhebliche Wirkung auf seine Identität.
Wurzeln
Pierre Louis Moreau de Maupertuis wurde 1698 in Saint-Malo in Bretagne an der Westküste Frankreichs geboren. Sein Vater war Seekapitän und Korsar, der mit staatlicher Erlaubnis (Kaperbrief) auf Beutezug ging. Die adelige Familie setzte auf die Ausbildung ihres begabten Sohnes: Mathematik, Philosophie, Musik und Soldatenschulung.
Person
Maupertuis war ein ehrgeiziger und sozial geschickter Wissenschaftler, der nicht nur in den akademischen Kreisen, sondern auch in den Augen der Öffentlichkeit nach Anerkennung suchte. Maupertuis meisterte die Kunst des Hofierens sowohl in der Gesellschaft adeliger Frauen als auch der Könige. Er war eine in gesellschaftlichen Kreisen und der philosophischen Elite gefeierte Persönlichkeit, die sehr auf sein öffentliches Erscheinungsbild achtete.
Laufbahn
Maupertuis wurde 1723 mit 25 Jahren in die französische Königliche Akademie der Wissenschaften gewählt. Die Forschungsreise in das Tornetal in den Jahren 1736–1737 war eine der Wendepunkte in seiner Laufbahn. Nach der Reise erhielt Maupertuis ein Ehrenamt und weckte die Aufmerksamkeit des preußischen Königs Friedrich des Großen. Im Jahr 1745 zog Maupertuis nach Berlin, um die Preußische Königliche Akademie der Wissenschaften zu leiten. In seinen Forschungsarbeiten widmete sich Maupertuis der Naturphilosophie von Isaac Newton („La Figure de la Terre“, 1738), Fortpflanzung („Vénus physique“, 1745) und Metaphysik („Essai de cosmologie“, 1749).
Konflikte
Maupertuis geriet in seinem Leben in viele persönliche und akademische Konflikte. Einerr der bedeutendsten Konflikte entwickelte sich zwischen Maupertuis und seinem frühreren Freund, dem Schriftsteller und Philosophen Voltaire. An der in der Öffentlichkeit geführten Auseinandersetzung war auch der preußische König Friedrich der Große beteiligt, der Maupertuis nachdrücklich verteidigte.
Tod
In seinen letzten Jahren litt Maupertuis an einer Lungenkrankheit. Maupertuis verstarb 1759 in Basel, in der Schweiz, bei seinem Freund Johann Bernoulli der Jüngere, als er von Frankreich auf dem Rückweg nach dem heimatlichen Berlin war. Maupertuis wurde in der Kirche von Dornach in der Schweiz beerdigt.
Wendepunkte des Lebens von Maupertuis auf der Zeitachse
Im Alter unter 20 Jahren
1698. Wird in Saint-Malo, einer Hafenstadt an der Küste von Bretagne als Sohn des Kapitäns eines Kaperschiffs geboren. Das Geburtsdatum ist unbekannt. Wurde am 28. September im Herrenhaus von Saint-Élier getauft.
1714. Zieht als 16-Jähriger nach Paris, um sein Studium an der Collège de la Marche fortzusetzen. Nach Abschluss des Studiums organisiert der Vater für seinen Sohn eine Stelle als Musketier in der königlichen Leibgarde.
Im Alter von 20–30 Jahren
1720. Nimmt die Stelle als Kapitän der Kavallerie in Lille auf. Verbringt die Winter in Paris. Beginnt Mathematik zu studieren.
1723. Verzichtet auf die Stelle als Kapitän der Kavallerie, zieht dauerhaft nach Paris. Wird in der französischen Königlichen Akademie der Wissenschaften aufgenommen.
1728. Geht auf eine zweimonatige Studienreise nach London und lernt dort die Nachfolger für die Arbeit von Isaac Newton (1643–1727) kennen. Wird Mitglied der Akademie der Wissenschaften Royal Society.
Im Alter von 30–40 Jahren
1729–1730. Reist nach Basel in der Schweiz, um unter Anleitung des leitenden Mathematikers Johann Bernoulli der Ältere (1667–1748) zu studieren. Bernoulli wird der Mentor von Maupertuis und sein Sohn Johann Bernoulli der Jüngere (1710–1790) ein langjähriger Kooperationspartner.
1731. Wird zum Pensionnaire Géometre der französischen Akademie der Wissenschaften befördert und hat eine Stellung mit Berechtigung zur Leibrente inne.
1732. Veröffentlicht das Buch „Discours sur les différentes figures des astres avec une exposition des systèmes de MM. Descartes et Newton“, in dem er kartesianische und Newtonsche Physik vergleicht.
1735. Wird in der Akademie befördert, in der er für wichtige Aufgaben als Preisrichter bei Preisausschreiben und zum stellvertretenden Direktor der Akademie gewählt wird.
1736–1737. Leitet die Gradmessungsexpedition nach Tornetal.
1738.Veröffentlicht eine Kombination von Forschungsbericht und Abenteuergeschichte „La figure de la terre“.
1739. Lässt von sich ein Porträt malen, in dem er die Weltkugel unter seine Handfläche drückt. Erhält ein von Seeminister de Maurepas maßgeschneidertes Ehrenamt mit dem Ziel, die Navigation in der Schifffahrt zu verbessern.
Im Alter von 40–50 Jahren
1740. Besucht den Preußischen König Friedrich der Große in Wesel und Berlin. Der König versucht Maupertuis zu überreden, nach Berlin zu ziehen.
1741. Wird im ersten Schlesischen Krieg zwischen Preußen und Österreich von Österreichern gefangen genommen. Er wird an den Hof der Erzherzogin Maria Teresia nach Wien gebracht, wo er bald freigelassen wird.
1742. Wird zum Leiter der französischen Königlichen Akademie der Wissenschaften gewählt. Veröffentlicht ein anonymes Buch „Lettres sur la comète“ über Kometen und deren Position in der Newtonschen Himmelsmechanik.
1743. Wird zum Mitglied der Französischen Akademie für Belletristik gewählt.
1744. In seiner Studie über das Gesetz der Lichtbrechung formuliert er ebenfalls das Prinzip der kleinsten Wirkung, das für die Grundlagen der mathematischen Physik von großer Bedeutung ist.
1745. Veröffentlicht anonym ein Buch über die Fortpflanzung „Vénus physique“. Zieht auf Einladung des Fredrik des Großen hin nach Berlin und wird Präsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
1745 oder 1746. Heiratet Catharina Eleonora von Borck, das Hoffräulein der Prinzessin von Preußen Amelie.
1749. Veröffentlicht das Buch „Essai de cosmologie“, in dem er über das Prinzip der kleinsten Wirkung, die Bewegungsgesetze und von Gott schreibt. Der Zweck war den Phänomenen zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen.
Im Alter von 50–60 Jahren
1750. Erkrankt an schwerer Lungenkrankheit. Versucht seine Krankheit zu heilen, indem er sich von Zeit zu Zeit im maritimen Klima seiner Heimatstadt Saint-Malo aufhält.
1751. Der deutsche Mathematiker Samuel König behauptet, dass Gottfried Leibniz der Erfinder des Prinzips der kleinsten Wirkung war. Voltaire veröffentlicht Pamphlete, in denen er Maupertuis als halb verrückt und geldgierig beschreibt, sowie ein Fantasiebuch „Mikromégas“, in dem er sich über die Lappland-Reise von Maupertuis lustig macht.
1752. Maupertuis zieht sich aus gesundheitlichen Gründen nach Saint-Malo in Frankreich zurück und übergibt Leonhard Euler (1707–1783) die Leitung der Akademie der Wissenschaften in Berlin.
1754. Kehrt zurück nach Berlin.
1756. Verlässt wieder Berlin und fährt nach Saint-Malo. Zur gleichen Zeit wird zwischen Preußen und Frankreich ein Krieg ausgelöst, der später als Siebenjähriger Krieg benannt wird. Die Stellung von Maupertuis zwischen den kriegführenden Staaten erweist sich als schwierig.
1757. Die Ärzte empfehlen Maupertuis, der an einer Lungenkrankheit leidet, eine Reise nach Italien. Er fährt los, bleibt aber in Bordeaux bei seiner früheren Geliebten, der Herzogin d’Aiguillon. Von dort fährt er weiter gen Süden nach Toulouse, wo er den Winter 1757–1758 verbringt.
1759. Verzichtet auf die Idee, nach Italien zu fahren, und fährt zurück nach Berlin, kommt dort jedoch nicht mehr an. Verstirbt mit 60 Jahren am 27. Juli an seiner Lungenkrankheit in Basel in der Schweiz, bei seinem Freund Johann Bernoulli der Jüngere Wird in der Kirche von Dornach beerdigt.
Quellen:
Pekonen, Osmo. “Johdanto: Maan muotoa mittaamassa”. Maan muoto ynnä muita kirjoituksia Lapista. Ed. Osmo Pekonen. Väyläkirjat, 2019.
Terrall, Mary. Maupertuis. Maapallon muodon mittaaja. Trans. Osmo Pekonen. Väyläkirjat, Tornio, 2015 (orig. 2002).
Institut de France, Académie de Science. https://www.academie-sciences.fr/pdf/dossiers/Maupertuis/archives_Maupertuis_oeuvre.htm
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