Kirche von Tornio
Die Kirche von Tornio ist der südlichste Punkt der Triangulationskette. Die Messungen wurden im Glockenstapel der Kirche mit einer guten Sicht auf die Berge Kaakamavaara und Huitaperi durchgeführt.
Die Kirche von Tornio, d.h. die Hedwig-Eleonora-Kirche wurde im Jahr 1686 fertiggestellt. Sie wurde nach der schwedischen Königin Hedwig Eleonora (1636–1715) benannt. Eine gleichnamige Kirche gibt es auch in Stockholm.
Gegenüber der Kirche, auf der gegenüberliegenden Seite der Straße Seminaarinkatu, befindet sich der Maupertuis-Park mit dem Denkmal der Gradmessungsexpedition.
Der letzte Ort, an dem die Expedition Mitglieder Winkelmessungen ausführten, war der Glockenstapel der Tornio-Kirche. Es fiel ihnen schwer, die notwendige Ruhe zur Ausführung der Arbeit zu finden: sie waren stets von vielen neugierigen Menschen umgeben – mitunter Jonas Meldercreutz und Johan Cederström, Schüler von Anders Celsius an der Universität zu Uppsala. Sie reisten in demselben Sommer in den Norden, besuchten gelegentlich die Expedition und sahen bei der Arbeit zu.
Nach dem Gottesdienst an einem Sonntag starteten Pierre Louis Moreau de Maupertuis, Réginald Outhier und Celsius ein Ablenkungsmanöver. Celsius stieg heimlich auf den Glockenstapel und Maupertuis und Outhier gaben vor spazieren zu gehen. Unbeobachtet eilten sie dann zurück in den Turm, wohin der Quadrant – der zur Winkelmessung eingesetzt wurde – zuvor gebracht worden war.
Die Messungen ließen sich schliesslich ungestört durchführen. Dann fehlte nur noch der auf Kaakamavaara zu messende Winkel zwischen Iso-Horila (Horilankero) und Niemivaara.
Die Kirche von Tornio wurde von Matti Joosefinpoika Härmä aus Liminka in der Nähe von Oulu erbaut. Sie ist eine Stützpfeilerkirche, gestützt von drei Pfeilerpaaren. Die Einrichtung der Kirche ist barockartig verspielt.
Während der Expedition war die Kirche von einem mit Brettern bedeckten Steinzaun umgeben. Die Zaunkonstruktion ist in der Zeichnung Outhiers deutlich zu erkennen. Soweit bekannt, ist die Zeichnung das älteste genaue Bild über die Kirche von Tornio.
Die Gemälde im Kirchengewölbe wurden sofort nach der Vollendung der Kirche 1687–88 fertiggestellt. Sie wurden von Lauri (Lars) Gallenius (ca. 1658–1753), dem offiziellen Maler der Stadt Oulu, gemalt.
Die Kanzel stammt aus dem Jahre 1701. Sie wurde von dem schwedischen Schreiner Nils Jacobsson Fluur (1665–) geschnitzt und dem Maler Didrik (Diedrich) Möllerum (1642–ca. 1702) gemalt.
Möllerum stammte vermutlich aus Dänemark. Er hatte nicht nur die Kanzel, sondern auch das alte Altargemälde gemalt, das ebenfalls aus dem Jahre 1701 stammt. Während der Expedition befand es sich noch am Altar, heute ist es oberhalb der Waffenkammertür angebracht.
Das heutige Altargemälde aus dem Jahre 1754 wurde von Johan Ollongren gemalt.
In den 1730er Jahren führte vom Westufer der Insel Suensaari, die zugleich das Besiedlungszentrum war, ein Pfad zur Kirche. Der Gottesdienst wurde auf Schwedisch gehalten. Die finnischsprachige Bevölkerung sammelte sich in der Kirche von Alatornio, die auf der östlichen Flussseite in Pirkkiö lag.
Unter dem Kirchenboden sind viele wohlhabende Menschen aus Tornio begraben. Die Leichen sind gut erhalten und viele von ihnen wurden mumifiziert. Unter dem Kirchenboden aus der Zeit von Maupertuis liegt, soweit bekannt, der wohlhabendste Bürger von Tornio, der Bürgermeister Petter Johan Pipping (1694–1766). Das Begraben von Toten in Kirchen wurde noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts praktiziert.
Quellen:
Outhier, Réginald. Matka Pohjan perille. Maupertuis Foundation and Väyläkirjat, 2011 (orig. 1744).
Pekonen, Osmo. La rencontre des religions autour du voyage de l’abbé Réginald Outhier en Suède en 1736–1737. Lapin yliopistokustannus, Rovaniemi, 2010.
Tornio parish: https://www.tornionseurakunta.fi/kirkot-ja-tilat/kirkot/tornion-kirkko/tornion-kirkon-historiaa
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Auf der alten Karte
Die Kirche von Tornio auf der Karte von Réginald Outhier (Carte du fleuve de Torneå, 1736).
Information
Bilder aus der Kirche von Tornio
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Der Expedition auf der Karte
Réginald Outhier hat die Reise der Expeditionsmitglieder von Paris nach Tornio und zurück detailliert beschrieben. Die Reise mit Schiff und Kutschen nahm zwei Monate in einer Richtung in Anspruch.